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das magazine n. 1/2017

Aldnia Doara ist eine beliebte arabische Ausdrucksweise und bedeutet so viel wie:

Die Welt, die Erde dreht sich. Wenn du heute etwas Gutes für mich tust, werde ich morgen etwas Gutes für dich tun. Es kann sein, dass ich dir helfe. Es kann aber auch sein, dass ich jemand anderem helfe. Die Welt ist wie ein Ring oder irgendetwas das sich dreht und wieder zurück kommt.

Mit jungen erwachsenen Geflüchteten, die erst seit kurzer Zeit in Berliner Wohnanlagen leben, gehen wir den Spuren des Refugee Movements in Berlin nach, das die Diskussion über Geflüchtete und die Politik in Berlin seit 2012 nachträglich geprägt hat.


Mit den Mitteln der inszenierten Fotografie, Schreibwerkstätten und Film wollen wir herausfinden, was sie aus dieser Bewegung lernen können, die in jüngster Vergangenheit viele Menschen aufgerüttelt hat. Wir besuchen dazu die wichtigen Orte des Widerstands und fragen nach was war, was ist und was sein wird/könnte.
So erzählen wir aus der Sicht von Newcomern welche Nachwirkungen für Geflüchtete und nicht geflüchtete Menschen diese Bewegung hinterlassen hat.

 

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DIE ERDE DREHT SICH

DER INHALT

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REMAP             REENACT         REFLECT
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REMAP BERLIN: DREI ORTE DES FLÜCHTLINGSKAMPF 

wieder

ORANIENPLATZ

REFUGEE PROTEST CAMP 

die Besetzung  6.10.2012

erster Räumungsversuch  24.11.2013

das Flüchtlingscamp ist geräumt,

die Aktivistin Napuli fängt den Protest auf

dem Baum an  8.04.2014

der Hungerstreik 9.04.2014

ende des Baumsprotest 11.04.2014

OHLAUERSTRASSE 

INTERNATIONAL REFUGEE CENTER

die Besetzung der Gerhart Hauptmann Schule  8.12.2012

erster Räumungsversuch 24.06.2014

der Protest auf dem Hausdach 26.08.2014

die Polizei greift die Schule an 14.10.2014

PLATZ DER LUFTBRÜCKE 

CARNIVAL AL-LAJIìN AL-LAJIàAT

Demonstration von My Right is Your Right!

am Globalen Tag gegen Rassismus 20.03.2016

O-Platz
REENACT: der Baumsprotest auf dem O-Platz
und die begegnung mit napuli

Alle spielen Szenen am Baum. Es geht darum, wie es war? Wie es ist? Wie es sein wird/sein könnte?

Plötzlich taucht die Polizei auf. Wir werden aufgefordert den Platz zu räumen. Was soll das denn jetzt? So was in der Art ist hier doch schon einmal passiert? Wie kann dies sein?

Die Polizei lässt nicht mit sich scherzen, sie treibt uns weg. Und dann geht es plötzlich los, es bleibt uns keine andere Wahl als die Flucht zu ergreifen. Der Wind pfeift so stark. Es hält niemanden mehr auf den Beinen. Wir werden regelrecht weggeweht. Dreck wirbelt vom Boden auf, fliegt uns um den Kopf. Erst am anderen Ende des O-Platzes lässt der Wind wieder nach.

Während unserer Vertreibung hören wir laute Motorengeräusche. Ein Hubschrauber landet auf dem O-Platz.

Der Hubschrauber steht lange da. Er brachte einen Notarzt.

Als der Bus M 29 kommt, steigen wir ein. Wir fahren die Oranienstraße entlang. Über die Wiener Straße biegen wir auf die Ohlauer ein. Wir steigen aus und stehen vor der Schule über die wir schon so viel gehört haben.

Kämpfen, Gefangen sein, unsere Wut zeigen, den Zaun überwinden, jemanden darüber werfen. Das sind die Szenen, die uns hier einfallen.

begegung Napuli
die begegnung mit Napuli
bericht Napuli
REFLECT ON: der Bericht von Mohammed Khalaf
übersetzung: Mayada Darwiche

Im Jahr 2013 gab es in Berlin viele Demonstrationen mit denen sich Geflüchtete und Unterstützerinnen für bessere Rechte der Geflüchteten eingesetzt haben. Die sogenannte „Flüchtlingskrise“ war zu dem Zeitpunkt noch nicht präsent. Die meisten Geflüchteten kamen aus Gebieten Südafrikas oder ähnlichen Gebieten. Ihre Bedingungen waren damals schlimmer als unsere jetzt. Sie gingen auf die Straßen um für Gerechtigkeit zu kämpfen. Es gab viele Ereignisse die die Refugee Bewegung damals prägten und bis heute in den Erinnerungen der Menschen vorhanden sind. Diese Ereignisse haben auch teilweise zu den positiven Veränderungen der Rechte der Geflüchteten von heute beigetragen.
Einige von ihnen fanden am Oranien Platz in Berlin Kreuzberg statt. Der Platz wurde als Info Point für alle Menschen in und um Berlin genutzt um sie über die Bedingungen der Geflüchteten in Berlin/ Deutschland zu informieren.
Die Regierung und einige andere Menschen wollten diesen Ort räumen. Die Menschen begannen auf dem Platz zu zelten um mehr auf die Lage aufmerksam zu machen. Als der Info Point endgültig geschlossen werden sollte, entschied sich eine Aktivistin den Platz zu besetzen. Sie kletterte auf einen Baum der in der Nähe stand und blieb mehrere Tage auf ihm. Diese Aktivistin war die heute noch aktive Napuli...  

 

GH Schule
REENACT: DER PROTEST AUF DEM HAUSDACH
UND Die BEGEGNUNG MIT BINO UND MUHAMMED LAMIN

We wanted to go inside the school, to talk with the people that still live there, and to climb up to the roof,

where many people started a protest against the eviction of the International Refugee Center.

They stayed there for days, without water, without food, resisting the violence of the police.

It was not permitted to us to enter. We stayed outside.

This place that was an open space of resistance and anti-racism activism, is now like a prison.

But we have to react, we have to move and fight again, because you can evict a square, a school, but you can not evict a movement.

DIE BEGEGNUNG MIT BINO
DIE BEGEGNUNG MIT MUHAMMED LAMIN
REFLECT ON: der Bericht von Adib Ali Mahmoud
übersetzung: Mayada Darwiche

Die ehemalige Gerhart Hauptmann Schule, oder auch als Ohlauer Schule bekannt, lernten wir als einen wichtigen Punkt der Refugee Bewegung kennen.
In der ehemaligen Schule lebten Geflüchtete und Obdachlose unter sehr schlechten Verhältnissen.  
Wie viele AktivistInnen forderten die Menschen die hier lebten Rechte die für die meisten Menschen selbstverständlich sind. Neben dem Bleiberecht, dem Recht auf Bildung und besseren Bedingungen in den Unterkünften stand hier vor allem das Thema Community Zentrum im Fokus.
Menschen wollten nicht nur einen Ort zum Schlafen und Essen, sie wollten einen Ort schaffen an dem eine Selbstorganisation möglich ist. Verschiedene Aktivitäten wie Kunst, Sport oder einfach nur zusammen kommen sollten in diesem Community Zentrum stattfinden.
Die Schule schien der perfekte Ort dafür zu sein. Sie wurde zu der Zeit als Notunterkunft genutzt, also die Menschen lebten schon in ihr und es standen noch viele nutzbare Räume frei die man hätte als Community Zentrum umfunktionieren können.
Die BewohnerInnen konnten den Besitzer nicht überzeugen. Der wollte die Unterkunft schließen.



 

der Karneval
REENACT: DER KARNEVAL AL-LAJIìN AL-LAJIàAT
UND DIE BEGEGNUNG MIT SAMEE ULLAH
DIE BEGEGNUNG MIT SAMEE ULLAH
REFLECT ON: der Bericht von Ahmed Suleiman Abdullah
übersetzung: Mayada Darwiche

Am 20.03.2016 fand in Berlin der erste Carneval Al Lajiìn statt. Acht große Theater und Organisationen planten und veranstalteten dieses Event mit großem Erfolg am Tempelhofer Feld.
Über 5000 Menschen liefen und feierten beim Carneval mit und setzten sich für bessere Rechte und Konditionen für Geflüchtete ein.
Etwa ein Jahr später treffen wir uns am Platz der Luftbrücke. Der Ort an dem der Carneval damals begann. Viele von uns sind erst nach dem Carneval nach Berlin gekommen und haben nur durch dieses Projekt mit dem Club Al- Hakawati von ihm gehört und Bilder und Videos gesehen.
Ich persönlich war total verwundert das an diesem Ort vor einem Jahr noch tausende Menschen gemeinsam die Strecke des Carnevals begannen. Ich fragte mich: „Wo sind die Menschen jetzt?“, „Wo waren sie vorher?“, „Dieser Platz der vor einem Jahr so voll war, wo tausende Menschen an dem Carneval teilgenommen haben, warum ist er jetzt so leer?“
Der Platz der Luftbrücke hat eine große Bedeutung in der deutschen Geschichte und im letzten Jahr haben der Club Al- Hakawati und die anderen Organisationen ein künstlerisches Andenken an diesen Ort gebracht. Schlechte Erinnerungen haben sie in Kunst verwandelt und somit etwas schönes und doch ernstes aufgeführt.
So wie ich es verstanden habe, hatte für die Hakawatis der Carneval und ihre Auftritte auf dem Carneval die Bedeutung die Grenzen zwischen ihnen und den „Deutschen“ zu öffnen und endlich als gleichwertige Menschen gesehen und behandelt zu werden. Sie wollen kein Mitleid, sie wollen Solidarität.
Der Krieg von vor über 70 Jahren ist noch in den Köpfen der Menschen, mich überrascht es dass sie jetzt aber  kaum etwas von dem Carneval wissen der an diesem Ort der Erinnerung stattfand um für Rechte zu kämpfen die für die meisten Menschen hier selbstverständlich sind. Ich habe das Gefühl gehabt, dass die Menschen sich nicht für den Carneval interessieren und auch nicht für das Theater. Das deutsche Volk interessiert sich nur für ihren Zeitvertreib. Es kümmert sie nicht was Kunst ist.

Redaktion

    DIE REDAKTION   

 Mohammed Khalaf
Ahmed Suleiman Abdullah
Mayada Darwiche
Adib Ali Mahmoud

Ich bin Ahmed.Ich bin alles,

nicht ist unmöglich.

Ich bin Mohammed, der freie Flieger,
das bleibende Leben.

Ich bin Mayada,

der fliegende Wind, die Kämpferin.

Ich bin Adib, aus Iraq.

Welcher Weg wird sich mir auftun?

Kollaborateure:
Sally Abareed, Gaith Noori, Maher Alshamari, Anas Drk, Maurice Abdallahel-Hadis, Nour Asha, Hava Morina, Maher Motawe, Abdulmajid Sedawi, Mohammed Kello, Hasan Kello, Talib Almosawi, Ahmed Hajkaddur, Mohamed Abdulrahman, Hassan Almutteri.

Künstlerische Leitung: Ahmed Shah

Künstlerische Assistenz: Mayada Darwiche, Veronica Schiavo, Samee Ullah
Fotograf: Ras Adauto
Production und Videoberatung: Katharina La Hanges
Medienberatung: Irfan Aftab
Sprachmittler: Mohammed Kello
Technische Assistenz: Abdulmajid Sedawi
Web Design: Veronica Schiavo
 
credits

CREDITS

Aldnia Doara ist ein Koproduktionsprojekt des Bündnisses für Kultur:

Joliba e.V., Nijinski Arts Internacional e.V. und Free Kashmir e.V.

mit der selbstorganisierten Theatergruppe Club Al-Hakawati und AWO-Refugio Buch

gefördert aus Mitteln des Programms "Kultur macht stark"

in Zusammenarbeit mit Türkische Gemeinde in Deutschland e.V./Mein Land – Zeit für Zukunft.

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